Neues Artilleriesystem: Shortlist-Entscheid getroffen

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Artillerie-Geschütz-Modul RCH 155 auf Boxer.

Artilleriesystem Archer ist auf einem 8×8 MAN-Lkw.

armasuisse hat zwei Kandidaten für die Shortlist gewählt, deren Systeme für die Erneuerung der indirekten Feuerunterstützung auf mittlere Distanz für die Schweizer Armee einer Evaluation unterzogen werden. Vorgesehen ist, eines der Systeme mit der Armeebotschaft 2026 dem Parlament zur Beschaffung zu beantragen. Es wird die Panzerhaubitze M109 ersetzen, die vor über 50 Jahren beschafft wurde.

Die aktuell im Einsatz stehende Panzerhaubitze M109 kommt zu Beginn der 2030-er Jahre an ihr Nutzungsende und muss mit einem modernen Nachfolgesystem ersetzt werden. Die Arbeiten am Projekt «Artillerie Wirkplattform und Wirkmittel 2026» begannen im Jahr 2017 mit der Projektinitialisierung und 2019 folgte der Projektauftrag. Mit der Wahl der Systeme für die Evaluationsphase nimmt das Projekt einen weiteren wichtigen Meilenstein.

 

Shortlist-Entscheid

Auf Grundlage der militärischen Anforderungen hat armasuisse mehrere Hersteller eingeladen, ihre Unterlagen einzureichen. Die erhaltenen Informationen wurden analysiert und bewertet. Für die weitere Evaluation wurden die Systeme zweier Hersteller bestimmt:

  • BAE Systems Bofors AB, Schweden, Archer 8×8 mobile howitzer,
  • Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG, Deutschland, RCH 155 AGM Artillery Gun mit zwei möglichen Trägerplattformen (Boxer 8×8 / Piranha 8×8)

 

Projekt “Artillerie Wirkplattform und Wirkmittel 2026”

Das Projekt «Artillerie Wirkplattform und Wirkmittel 2026» soll den Erhalt und die Weiterentwicklung der Fähigkeit des indirekten Feuers auf mittlere Einsatzdistanz bei gesteigerter Reichweite, Präzision und Mobilität sicherstellen. Ausgehend von diesen Anforderungen hat armasuisse den Auftrag erhalten, ein geeignetes System auf Basis eines radgestützten Fahrzeugs zu evaluieren. Zum Projektumfang gehören unter anderem:

  • Radgestützte Wirkplattform und Wirkmittel für die indirekte Feuerunterstützung auf mittlere Reichweite
  • Integration in Führungs- und Feuerleitsystem
  • Ausbildungs- und Simulationssysteme
  • Integration der Kommunikationssysteme
  • Logistikmittel für die Wirkplattform und die Wirkmittel

 

Weiteres Vorgehen

Mit dem Entscheid für diese Systeme werden während der Evaluationsphase die Bereiche Technik, Einsatz und Logistik anhand funktionsfähiger Prototypen vertieft erprobt und analysiert. Diese Abklärungen und Versuche sind für die Jahre 2023 und 2024 im In- und Ausland geplant. Die Beschaffung eines der Systeme soll mit dem Rüstungsprogramm der Armeebotschaft 2026 beantragt werden.

 

Heutige Panzerhaubitze M109 seit über 50 Jahren in Betrieb

Die aktuell im Einsatz stehenden Panzerhaubitzen M109 (offizielle Bezeichnung: 15,5 cm Panzerhaubitze M109 KAWEST WE) wurden ab 1968 in mehreren Tranchen beschafft und bilden seither das Rückgrat der motorisierten Artillerie der Schweizer Armee. Im Laufe der Nutzungsdauer wurde das System mehrfach für den Einsatz angepasst. So wurde die Panzerhaubitze M109 1995 einer Kampfwertsteigerung (KAWEST) und 2012 einem Werterhaltungsprogramm (WE) unterzogen. Die letzten Massnahmen erfolgen derzeit mit einer Nutzungsverlängerung (NUV) 2021 mit der Absicht, das System bis Anfangs 2030 betreiben zu können, bis es durch eine neue Wirkplattform mit Wirkmitteln abgelöst wird.

 

155-mm-Artilleriesystem Archer

Das in Schweden genutzte 155-mm-Artilleriesystem Archer wird auf einem 6×6 Volvo-Lkw mit geschützter Kabine beweglich gemacht. Das vollautomatische Geschütz nutzt eine 155 mm/L52-Kanone und erreicht je nach verwendeter Munition und Treibladung Schussentfernungen zwischen 30 km und 60 km. Im Geschütz wird ein Munitionsvorrat von 21 Schuss mitgeführt. Für die Bedienung ist eine Besatzung von mindestens drei Soldaten erforderlich. Zum Selbstschutz ist auf dem Fahrzeug eine fernbedienbare Waffenstation des Typs Protector montiert. Einziger Nutzer ist das schwedische Heer, das 48 Archer in seinem Bestand hat und weitere 24 zur Auslieferung ab Ende 2022 bestellt hat.

 

Artillerie-Geschütz-Modul RCH 155 (Remote Controlled Howitzer)

Das fernbedienbare Artillerie-Geschütz-Modul RCH 155 (Remote Controlled Howitzer) auf dem Trägerfahrzeug Boxer hat KMW im August 2021 im scharfen Schuss öffentlich demonstriert, S&T berichtete. Zum Leistungsspektrum gehörte das Schießen während der 155 mm/L52-Kanone aus der Fahrt. KMW nennt als Kampfentfernung derzeit 54 km. Der im AGM mitgeführte Munitionsvorrat beträgt 30 bezünderte Geschosse und 144 modulare Treibladungen. Für den Selbstschutz steht eine fernbedienbare Waffenstation zur Verfügung. Direktes Richten kann mit optionaler Optronik (oder über die Waffenstation) ermöglicht werden. Für die Bedienung sind zwei Soldaten erforderlich.

Als Trägerfahrzeug will armasuisse neben dem Boxer 8×8 auch den Piranha IV 8×8 von GDELS untersuchen. Während für den Boxer eine neue Logistikkette eingerichtet werden müsste, könnten die Piranhas aus der vorhandenen Kette versorgt werden.

(Bericht/Bilder: armasuisse & Soldat und Technik)

 

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